Fritz Weidmann und die KVL51

Die Beziehung von Fritz zur KVL51 ist eine sehr lange und geht zurück auf eine Begegnung auf der Meilerhütte Hütte 1954.

Günter Kalkbrenner und Günter Grünberg:

"...am 22.07.1954 ging es nun erstmals mit dem Zug und den Fahrrädern nach München und weiter nach Garmisch. Erstes Ziel war die Zugspitze durchs Höllental, am nächsten Tag durchstiegen wir die Nordwand der Alpspitze (UIAA III - ohne Seil!).  
Weiter ging es zur Meilerhütte. Da der Vorkriegskocher nicht funktionierte, half ein anderer Sportfreund aus und setzte unseren Erbsbrei auf seinen Kocher. Das war Fritz Weidmann. Es war der Beginn einer Jahrzehnte währenden Freundschaft. Beim gemeinsamen Abstieg wurden wir auf die Coburger Hütte eingeladen. Es war die Vereinshütte der Sektion Coburg, in die wir durch die Vermittlung von Fritz als Jungmitglieder aufgenommen wurden".
 


Vor der Coburger Hütte: Günter Grünberg, "Bock", Günter Klaus, Fritz Weidmann, Günter Kalkbrenner 1954


Arbeitseinsatz an der Coburger Hütte 1956: Hans-Jörg Stiller, Günter Grünberg und Günter Kalkbrenner

 

Die Freundschaft zu Fritz Weidmann wurde gepflegt und über Jahre und Jahrzehnte aufrechterhalten, auch als es lange Zeit keine Reisemöglichkeiten mehr gab.

In den 70iger Jahren kam es auf Initiative und Einladung von Günter Grünberg zu Kletterbegegnungen in der Sächsischen Schweiz. An diesen Treffen, die jeweils am Himmelfahrtstag und den folgenden Wochenendtagen stattfanden, nahmen von Münchner Seite teil: Fritz Weidmann, Tomi, Micha und Andi Weidmann, Michael Vogeley mit Frau und Sohn, Hans-Jörg Stiller, Pirl, Klaus Günter, Manfred Sturm und Dieter Sennewald (in unvollständiger Auflistung).

Die Partner von KVL51 waren: Günter Grünberg, Franz Menzel (Gast bei KVL51), Egon Merke, Rainer Teich, Rainer Panier, Wolfgang Grübner, außerdem Matthias Gäbler und Helmut Kern sowie Bernd Grimmer als Gastgeber in seiner im Gebirge stehenden Wochenendhütte.

Diese Treffen fanden bis zur Wende statt. Es waren keine offiziellen und von den staatlichen Organen genehmigten Veranstaltungen. Eher hatten sie so etwas wie illegalen Charakter. Die Unterkunft war improvisiert und geheim gehalten.

Nach der Wende traf man sich wieder in der Sächsischen Schweiz, aber auch in der Pfalz und in Böhmen zum Sandsteinklettern. Darüberhinaus kam es jährlich zu alpinen Bergfahrten mit Fritz Weidmann, Günter Grünberg und Franz Menzel. Auch eine Trekkingfahrt in den Nepal wurde durchgeführt.

Ab 2000 waren Kletterfahrten dieser Dreiermannschaft nicht mehr möglich. Fritz Weidmann konnte aus gesundheitlichen Gründen keine Bergfahrten mehr bewältigen.

Deshalb dachten sich Fritz, Franz und Günter etwas Neues aus: Mit dem Wohnwagen von Fritz tourten sie Jahr für Jahr kreuz und quer durch Europa. Das war eine ganz neue und wunderbare Erfahrung. Die Gebirge waren aber immer ein besonderer Anziehungspunkt auf diesen Reisen. Die letzte fand im August/September diesen Jahres statt.

Dr. Fritz Weidmann verstarb am  30.11. 2011 infolge eines akuten Herzkreislaufversagens.

Günter Grünberg:

Kleine Episode:

Obwohl Fritz in der Pfalz und in den Felsen bei Sedmihorky in Böhmen bereits erste Sandsteinerfahrungen gesammelt hatte, war er der Meinung, dass er als Berherrscher alpiner Routen der Schwierigkeit 6 am sächsischen Fels wenigstens eine 5 vorsteigen müsste.
Am Falkenstein war er nach dem Rundgang schon beeindruckt, aber mit dem Schusterweg mit der angegebenen 3 war er nicht zufrieden. Am Hohen Riss blieb er stehen. Dort wollte er es wissen!

Am Einstieg war er voller Elan und mühte sich die ersten zwei Meter in dem für ihn ungewohnten rißartigen Gelände hoch. Plötzlich rutschte er unerwartet wie ein Rollschuhläufer wieder nach unten und stand neben mir. Das konnte er nicht fassen. 
Als wir so nebeneinander standen,  konnte ich nicht ausweichen und mußte wohl oder übel den Vorstieg übernehmen. Nach der oberen Engstelle, kurz vor dem Gipfel, war er natürlich glücklich, dass er es geschafft hatte.
Auch ich war über die bestandene Herausforderung  stolz.

Ab diesem Zeitpunkt hatte Fritz vor allen Rissen, die er später Franz nachstieg, hohen Respekt.

Die Kletterei im sächsischen Sandstein  war wohl doch etwas anders als das alpine Bergsteigen, bei dem Fritz souverän war.

Eine weitere Überraschung erlebten wir mit Fritz am ersten Ring an der Westwand des Bloßstockes. Als Franz mich dort als Baumann einsetzte, wollte Fritz mich als menschlichen Steigbaum auf  keinen Fall benutzen. Es blieb ihm aber nichts übrig, weil es anders eben nicht ging.


Kl

Franz Menzel:

Wie ich Fritz Weidmann kennen lernte

Es war 1975, als die KVL51 mit zwei Omnibussen nach Sedmihorky - Bad Wartenberg fuhr, um vom 30.04. bis 04.05. dort zu klettern und zu wandern. Günter Grünberg, den ich durch Günter Kalkbrenner kennen gelernt hatte, war auch dabei. Günter Grünberg traf sich auf dem Campingplatz mit einem "Wessi". Es war Fritz Weidmann, der mit seiner Familie in einem kleinen Wohnmobil angereist war. Günter hatte ihn bei seinen früheren Alpenfahrten kennen gelernt.

Wir drei, Fritz, Günter und ich, bestiegen am 02.05. 1975 den Kapelnik (Kapellmeister) über den AW und den Majak  (Leuchtturm) über den Talweg. 

Am 10.05.1975 war Fritz im Elbsandsteingebirge. Hier bestiegen wir den Bloßstock über die Westwand und die Barbarine über den AW. Es war die viertletzte legale Besteigung der Barbarine.

In der Folgezeit kam Fritz, auch mit Freunden, jedes Jahr zu Himmelfahrt in die Sächsische Schweiz, um mit uns zu klettern - auch nach der Wende, obwohl nun das Schwergewicht auf Bergfahrten in den Alpen lag.

Als Fritz nicht mehr bergsteigen konnte, unternahmen wir in seinem Wohnmobil noch viele Fahrten in europäische Länder.

Wolfgang Grübner


Am 02.05.1981 lernte ich Fritz Weidmann auf einer Kletterfahrt zum Siegfriedfels und Heringstein kennen. Da ich damals schon ein paar Jahre mit Franz Menzel geklettert war, war es naheliegend, dass er mich zu einem solchen Treffen mitnahm. Brisant war die Sache schon, da ich als Zivilbeschäftigter in einem NVA-Lazarett keinen Kontakt zu Leuten aus der Bundesrepublik haben durfte. Die Neugier war offenbar größer als das Verbot.

Von Fritz war ich vom ersten Augenblick an fasziniert. 
Er war offenherzig und ohne Vorurteile. Er konnte zuhören und er konnte antworten, ohne dass er in das Klischee verfiel, alles zu verteufeln, was mit DDR zu tun hatte.

Außer der Kletterei gab es an diesem Tag
auch viel zu laufen. Das war die Gelegenheiten zu erzählen und sich kennen zu lernen. Es wurde über Familie und Beruf, natürlich über die Kletterei, aber auch über die politische Situation unserer Länder gesprochen, auch darüber, dass in der Bundesrepublik offenbar auch nicht alles Gold war, was glänzte.

Als wir uns abends nach zwei schönen Kletterwegen verabschiedeten, schenkte Fritz mir einen HMS-Karabiner (den es bei uns zu der Zeit noch gar nicht gab). Ich war irritiert und wies das Geschenk zurück. Nach einigem Hin und Her fand ich eine Lösung: Ich nahm den HMS entgegen  und schenkte ihm einen (fast neuen) Ruppberg. Den HMS-Karabiner habe ich viele Jahre genutzt und wohl behütet, bis er dann doch eines Tages nicht mehr auffindbar war...

  Meine letzte Begegnung mit Fritz Weidmann 2008 an den Drei Zinnen
 
 
Auflistung der klettersportlichen Unternehmungen und
Hochgebirgsfahrten mit Fritz Weidmann

                                                                                                                            zusammengestellt von Günter Grünberg