Ein Abstecher ins Khaatal


13.2.2010

Teilnehmer: Werner Meitzner, Sebastian Arndt, Ines Schmidt, Norbert Henning

                       Text: Norbert Henning
                            Fotos: Ines Schmit , Norbert Henning

Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Böhmische Schweiz wilder und unberührter sein soll, als die deutsche Seite. Und auf der Böhm-Karte von der Böhmischen Schweiz gibt es eine kleine Nebenkarte vom Khaatal. Das musste eine sehr abgelegene Ecke sein, so abgelegen, dass Wolfgang bezweifelte, dass man da bei dem vielen Schnee überhaupt hinkommt, und wenn, nur unter größten Strapazen und wahrscheinlich würde man dort bis zum Bauch im Schnee stecken usw. Also lauter Sachen, die mich reizen. Die o.g. Bergkameraden ließen sich überreden und so ging es los. Die Anreise ging problemlos, wir brauchten vom Dehner-Parkplatz vor meiner Haustür etwa 1,5 Stunden. Man muß aber sagen, dass hinter Jetrichovice teilweise nur geschoben wird, nicht gestreut. Am Wochenende war auf den einsamer gelegenen Straßen auch nichts gemacht worden, so dass ich über den Allrad-Antrieb manchmal ganz froh war. Mit Hinterradantrieb würde ich es auf diesem Weg nicht versuchen.

Wir starteten in Kyjov (Khaa) und wollten zur Feengrotte. Dort sollten tolle Eiszapfen zu sehen sein, hatte in der Zeitung gestanden. Offensichtlich nicht nur in der deutschen Zeitung, es waren nämlich erstaunlich viele Tschechen unterwegs und der Wanderweg war in gutem Zustand. Es ging immer an der Kirnitzsch entlang, die dort ein verschneiter und teilweise zugefrorener Bach war. Die erste Attraktion am Wegesrand war der Weinkeller, zwei kleine Höhlen, in denen die Eiszapfen manchmal wie Weinflaschen aussehen sollten. Taten sie zwar nicht, aber hübsch war es trotzdem. Die Höhle und der Zugang waren gut ausgeschildert. Dann weiter den Bach entlang in Richtung Feengrotte. Auch die gut ausgeschildert, der Weg den Hang hoch mit Geländer und Ketten gesichert, allerdings natürlich bei dem Schnee etwas schwieriger zu begehen, als der Wanderweg im Tal. Da gab es dann auch reichlich Eiszapfen. Das Merkwürdige an diesen Höhlenzapfen war, dass sie nicht hingen, wie man es von einem anständigen Eiszapfen erwarten sollte, sondern standen. Also keine Stalaktiten, sondern eine Art Stalagmiten. Die Tourismusbehörde oder der örtliche Kneipier oder wer auch immer hatte hinter diese ganzen Eisgebilde Teelichter gestellt, so dass sich uns ein märchenhafter, fast weihnachtlicher Anblick bot. Die Bilder geben das nicht richtig wieder, ich habe erst zu Hause gemerkt, dass der Autofokus trotz Stativ Schwierigkeiten hatte. Es war wirklich hübsch.

Aus der Höhle raus, gab es eine kleine Produktionsberatung. Wir waren noch keine zwei Kilometer gelaufen, konnte man da schon umkehren? Eigentlich nicht, auch wenn die Bequemlichkeit wie Blei an den zentralheizungsverwöhnten Knochen hing. Aber der Karte nach gab es noch viele Sehenswürdigkeiten und davon wollten wir wenigstens noch ein Bisschen sehen. Erst einmal fielen uns aber dort merkwürdige Spuren an der Kirnitzsch auf. Von Wasserloch zu Wasserloch verliefen U-förmige, offensichtlich viel begangene Pfade im Schnee. Pfotenabdrücke waren auch deutlich zu erkennen. Die Pfoten waren im Neuschnee versackt und dann war das Tier auf dem Bauch gerutscht. Und manchmal war das Tier offensichtlich ein Stück unter dem Eis getaucht, dann war es wieder zum nächsten Wasserloch gelaufen, reingerutscht, drei Meter weiter wieder raus... Die Pfade hatten so ca. 20 cm Durchmesser und begleiteten uns kilometerlang. Für die Wasserspitzmaus, die dort vorkommen soll, waren die Spuren entschieden zu groß, außerdem machen die jetzt wohl Winterschlaf. Wer lebt denn aber noch im und am Wasser und macht täglich Kontrollgänge im Revier? Es kann nur ein Fischotter gewesen sein! Man konnte den Spuren sogar ansehen, dass sich das Tier so halb hüpfend-wellenförmig fortbewegt. Der Otter lebt dort sicher das ganze Jahr, nur jetzt im Schnee kann man genau sehen, wo er lang läuft. Faszinierend. Einen Fischotter würde ich gerne mal in freier Wildbahn sehen, aber der geht sicher erst auf die Pirsch, wenn die Touristen weg sind. Jetzt wäre auch die ideale Zeit, um ihn mit einer Infrarot-Fotofalle zu fotografieren, vor dem kalten Hintergrund würde er sich gut abheben, aber darauf waren wir natürlich nicht eingerichtet.

Unter Werners Führung ging es dann zur Zeidlerburg. Das ist eine alte Räuberburg an schwer zugänglicher Stelle. Man musste, trotz Treppen und Geländern, wirklich die Hände aus den Taschen nehmen, sonst wäre man an manchen Stellen tief gefallen. Die Stufen völlig vereist, Steigeisen wären nicht schlecht gewesen. Von der Burg ist ein großer, oben offener, aus dem Fels gehauener Raum übrig.

Dann ging es zum großen Preußenlager. Eine große Boofe. Wann die Preußen dort gewesen sein sollen, war nicht zu ermitteln. Ob das mit den schlesischen Kriegen (1740-1763) zusammenhängt oder ob die Preußen bei anderer Gelegenheit da waren, keine Ahnung. Sachsen war immerhin von 1756-1763 preußisch besetzt, da kann sich schon mal eine Kompanie dorthin verlaufen haben.

Damit war der Wendepunkt der Wanderung erreicht, die eigentlich noch ins Auge gefasste Eulenhöhle müssen wir uns ein anderes Mal vornehmen.

Alles in allem, eine sehr hübsche Wanderung mit sehenswerten Zielen. Die Gegend, obwohl touristisch stark genutzt, ist wirklich wild. Unten im Kirnitzschtal muß es das ganze Jahr ziemlich feucht sein, die Felsen waren alle stark mit Flechten und anderen Pflanzen bewachsen. Wir sahen auch etliche Gipfel am Weg. Die Ganze Ecke ist sehr kleinteilig gegliedert, viele enge Schluchten, Täler und kleine Gipfel.

Dort war ich nicht zum letzten Mal.




          Nationalparkstein

          Kirnitzsch

          Am Weinkeller


        Im Weinkeller
         


         Blöcke an der Kirnitzsch


          In der Feengrotte


        Feengrotte

       Baumpilze                                              Bunte Eiszapfen                                       Farbige Flechten

        Hinter Gittern

             Heimat des Fischotters
             

                Kleiner Eisfall
                 

             Neben dem Weg

       Otterspuren

      Noch mehr Otter

      Otter III

     Wanderer 

                            und Pause...