Jürgen Kühn:

Watzmannfahrt vom 22. Bis 25.August 2013


Ziel unserer Watzmannfahrt war neben dem Grünstein-Klettersteig und dem Rinnkendlsteig der Kleine Watzmann, auch Watzmannfrau genannt. Diesen Berg wollten wir fünf Görlitzer Kletterfreunde über die „Alte Westwand“ (III+, eIV-) besteigen. Es wurden zwei Seilschaften gebildet. Die Erste Seilschaft bestand aus Enno und Jürgen, die Zweite aus Jens, Klaus und Steffen. Den Einstieg begann ich zügig bis der erste Haken erreicht war. Alle anderen kamen nach. Nun legten wir die Kletterausrüstung an. Enno stieg weiter und hatte gleich einen Versteiger. Mit den Dimensionen des Elbsandstein ist hier nicht zu denken. Ich stieg hinterher und merkte schnell die extreme Schwierigkeit. Auf einem kleinen Sporn bei Enno angekommen, wurde eine Notabseile mit Materialopfer errichtet. Ich kletterte ab, um die Fixpunkte nicht zu belasten. Enno folgte gesichert und so ging alles gut. Inzwischen war die andere Seilschaft bereits auf dem richtigen Weg weiter geklettert. Wir querten bis zum nächsten Standplatz und Enno stieg bis zum letzten Mann der anderen Seilschaft eine steile Rinne empor zum nächsten Stand. Dort angekommen stieg ich weiter und wir erreichten die andere Seilschaft am Standplatz. Ab hier war die Wegfindung problematisch und ich erkundete die weitere Route. Hier merkte ich eine deutlich schwerere Kletterei und einen nicht so fest sitzenden Haken. Jens, der andere Vorsteiger, versuchte es auch, kam aber mit Sicherung über den Haken mit einem Karabiner zum Umlenken zurück. Es war der direkte Weg mit Schwierigkeit 5, wie sich dann herausstellte. Den weiteren Wegverlauf habe ich dann im Vorstieg gut gefunden. Kletterschwierigkeit und die Haken waren dabei gute Anhaltspunkte. Nach einer steilen Rampe kam die Schlüsselstelle. Hier war zuerst ein Kriechstück mit schönem Tiefblick (so ca. 200m!) zu überwinden! Der Rucksack war hier nicht unbedingt hilfreich. Anschließend kam ein Überhang. Diesen konnte man mit einem alten geschlagenen Haken sichern (?). Weiter ging es dann in Genusskletterei pur. Nach vielen vielen Seillängen kam dann endlich die Stelle, an der man nach rechts in eine steile Rampe abbiegen musste. Hier war die Wegfindung kein Problem. Bis zum nächsten Stand ging es dann seilfrei. Größtes Problem hier war, keinen Steinschlag zu verursachen. Da die andere Seilschaft noch unter uns stieg, hatten wir eine sehr vorsichtige Gangart eingeschlagen. Vom nächsten Stand ging es eine noch steilere Rampe empor. Diese ließ sich in einer Rinne und auf Reibung in gutem Kalk sehr schön meistern. Die Breite von ca. 10 Metern war beruhigend für die Moral. Ab dem nächsten Stand ging es durch den brüchigsten Teil. Hier habe ich alle Griffe mit „Sie“ angesprochen. Das 60-Meiter-Seil war auch bald aufgebraucht und ich holte an zwei geschlagenen Haken nach. Weiter ging es an einer schweren senkrechten Stelle und dann bis zu einer Scharte. Von hier aus konnte man den Königssee sehen. Sichern, Nachholen und Wegfindung waren hier jetzt erforderlich. Nach dem Eintreffen von Enno und einem „Powerriegel“ zur Stärkung, ging es zügig weiter. Da bisher das Wetter nicht gut aussah und sogar ein paar Regentropfen fielen, drängte ich sehr auf Eile. Zum Glück hatte sich der Wetterbericht nicht bestätigt und es kam sogar die Sonne heraus. Die letzte lange Steilrinne war dann mit der Sonne im Rücken schöne Kletterei (2SL). Angekommen auf dem Gipfel ?– nein das war ja erst der Vorgipfel! Der Weg durch eine Scharte war dann nicht mehr weit und wir erreichten den Gipfel. Hier hatten wir endlich Muße, den traumhaften Rundblick zu genießen. Königssee, Watzmann, Watzmannhaus, Jenner, Schönfeldspitze usw. – einmalig. Nach einiger Zeit kam auch die zweite Seilschaft glücklich auf dem Gipfel an. Nach dem obligatorischen Foto und einer kleinen Rast ging es an den Abstieg. Der war nicht minder schwer. Es war größtenteils Abklettern im ersten und auch zweiten Grad angesagt. Einige Stellen mussten sogar versichert werden. Das kostete natürlich viel Zeit. Bis zur Kührointhütte, unserem Quartier, war es noch sehr weit. Wir wollten noch bei Tageslicht das Ziel erreichen. Nach ca. 2 bis 3 Stunden kamen wir alle gesund vom Berg zurück und an der Hütte an. Wir alle waren glücklich und nach dem Abendbrot fiel nicht nur ich in den Tiefschlaf!


     
    1. Materialvorbereitung



   
     2. Unser Ziel
   
    3.  Steile Rampe


    4. Abstiegsgrad