Der Himalaja ruft
oder eine Trainingswanderung im Riesengebirge 14.-16-8.09
Teilnehmer: Gudrun Johne, Stefan Laub, Ines Schmidt, Norbert Henning

Text: Norbert Henning      Fotos: Ines Schmidt, Stefan Laub

Bekanntlich wollen unsere Freunde Micha, Moni, Kerstin, Uli, Stefan und Gudrun im November rund um die Annapurnagruppe im Himalaja wandern (neudeutsch: trekken). Das ist ein Unternehmen, das gute Form erfordert, denn es geht ständig hoch und runter und dabei werden Höhen bis etwa 5000m erreicht. Es ist nun interessant zu sehen, wie sich die verschiedenen Expeditionsteilnehmer auf die Strapazen vorbereiten. Kerstin hat z.B. erfahren, dass es da oben zwar Schnee und Eis gibt, aber kein Speiseeis. Logische Konsequenz: sie isst auf Vorrat! Sie hat bei Janny`s Eis inzwischen den begehrten Platin-Kunden-Status erreicht (wird bei Abnahmemengen > 50Kg/Jahr vergeben). Uli hat gehört, dass die Bergbäche dort reich an Forellen sein sollen und bindet fleißig Fliegen. Micha weiß, dass die Whiskyversorgung rund um die Annapurna instabil sein soll und härtet seinen Organismus ab, indem er die Sorten im Laufe eines Abends wechselt, Moni hat sich extra ihr böses Knie reparieren lassen – jeder tut, was er kann!

Die ungewöhnlichste Idee kommt dabei von Stefan und Gudrun: sie machen lange Gepäckmärsche! So waren sie kürzlich auf der Zugspitze und jetzt wollten sie eine Runde im Riesengebirge drehen. Da haben wir uns angeschlossen. Die Planung der Aktion lag in den fähigen Händen von Stefan, der die Gegend von seinen Skiwanderungen bestens kennt. Allerdings war auch er etwas überrascht, denn im Sommer war er bisher noch nie da. Seinen Erzählungen nach sind seine Skiwanderungen oben in Kammnähe im Winter eher so Nansen-Scott-Messner-Yeti-Sachen. Die Leute kämpfen sich dort durch ungespurte, meterdicke Schneeschichten, Orientierung ist nur an den Spitzen der drei Meter langen Schneestangen möglich und der Weg wird durch Schneestürme, Kälte und Alkoholwolken erschwert.

Da hatten wir es leichter. Wir trafen uns am Freitag, dem 14.8. um 11.00 Uhr in Spindelmühle auf dem Parkplatz am Medvedin (Bärhübel). Strahlender Sonnenschein, einzelne Wolken, Rucksäcke mit leichtem Gepäck für die Übernachtungen. Dann ging es erst einmal etwa 9 km immer hoch, bis zur Elbfallbaude. Etwa 600 Höhenmeter. Unterwegs schöne Aussichten auf große, wasserüberflossene Granitplatten. Wir waren froh, als wir oben waren. Doch schon etwas angeschlagen, wollten wir uns stärken, allerdings hatte man uns vor den Küchenkünsten dieser Baude gewarnt. Es war die Rede von „Gefahr für Leib und Leben“ und siehe da, es war nicht übertrieben. Aber auch das war irgendwann überstanden und erholt haben wir uns trotzdem etwas. Dann ging es noch etwa 2 km über die Hochebene und die Grenze auf die polnische Seite, zur „Alten Schlesischen Baude“. Oben und an der Baude viel Betrieb, an der Baude machten wir uns sogar schon Sorgen um unsere Schlafplätze, so ein Rummel war da. Aber, njema Problema, wir bekamen ein Fünfbettzimmer, man konnte sogar duschen und das Essen war auch brauchbar. Der ganze Laden wurde von einer ca. 60jährigen Frau geschmissen, die auch im größten Trubel die Ruhe und den Humor behielt. Bemerkenswert!

Schon von unterwegs hatten wir Felsgebilde ausgemacht, die wie Klettergipfel aussahen. Da mussten wir natürlich hin. Der eine Felsen war sogar beschriftet: Kukulcze Skaly (Kuckucksfelsen). Bildhübscher Granit mit Wollsackverwitterungen, ein einsamer, rostiger Normalhaken steckte in der Wand, aber Klettern ist dort offensichtlich verboten. Das kann einen Hund samt Hütte jammern, denn der Fels ist wirklich sehr einladend. Von der Sorte sahen wir noch Einiges, aber von Ferne war nicht auszumachen, ob dort geklettert wird. Speziell auf der polnischen Seite gibt es im Riesengebirgsvorland jede Menge solche Felsen, sagt meine Karte.

Auf dem Rückweg quer durch den taigaähnlichen Wald (etwas sumpfig) fanden wir dann noch viele, große Blaubeeren.

Übernachtung, Frühstück und weiter. Erst einmal etwa 200 Höhenmeter hoch und dann in Kammnähe oberhalb der Schneegruben in Richtung Schneekoppe. Tolle Aussichten ins polnische Land, strahlender Sonnenschein und nach zwei Stunden erste Zeichen von Sonnenbrand. Nach etwa 12 km war die Spindlerbaude erreicht. Moderne Schickimickigastronomie, gute Küche, Preise hoch. Mit Bus und Auto zu erreichen und entsprechend gemischtes Publikum. Vom rübezahlartigen Langstreckenwanderer bis zum Zuhältertypen in weißem Anzug, begleitet von der entsprechenden bauchfreien Dame, alles vertreten. Dann hatten wir noch etwa 8km bis zur Wiesenbaude, alles in leichtem Gelände, denn wir bewegten uns weitgehend auf einer Höhenlinie. Alles so zwischen 1200 und 1400m, bei wolkenlosem Himmel. Der Sonnenbrand wurde stärker.

Die Wiesenbaude ist ein Riesending, noch aus deutschen Zeiten. Viel Betrieb, aber nachdem man uns zunächst in ein 12-Bett-Zimmer gesteckt hatte, fand sich dann doch noch ein Vierbett-Zimmer für uns an. Diese Baude hat sogar eine Sauna, die wir natürlich vor dem Essen ausprobierten. Gutes Essen, wenn auch nicht billig. Übernachtung, Frühstück mit Büfett-Gedrängel. Dann, Stefans Plan folgend, der Rückmarsch durch das Tal der weißen Elbe. Das ist im Winter wegen Lawinengefahr gesperrt und wurde im Wanderführer als wild und naturbelassen angepriesen. Zu recht. Wirklich sehr hübsch, die Elbe ist hier noch ein kristallklarer Wildbach und die Natur ist kaum berührt. Nach ca. 4 km und 500 Höhenmetern waren wir an der Baude zur weißen Elbe. Die liegt sehr hübsch und das Essen ist gut. Im Garten wurde gerastet. Dann ging es weiter am Flussbett lang, an Badestellen vorbei, noch etwa 4 km in Richtung Spindelmühle. Am Ortseingang liegt die Myslivna, das Försterhaus. Dort gab es Mittag. Kann man empfehlen. Noch ein Kilometerchen und wir waren wieder am Parkplatz.


Zusammenfassung:

Gut ausgesuchte Wanderung durch sehr schöne Landschaft. Oben, am Kamm, hat das Riesengebirge hochalpinen Charakter. Für die Übernachtungen sollte man mindestens einen Hüttenschlafsack mit haben. Quartiervorbestellung in der Hauptsaison ist empfehlenswert, aber wir hatten auch so Glück. Wer es etwas kürzer mag, dem sei das Tal der weißen Elbe empfohlen. Und die Elbfallbaude sollte man nur anlaufen, wenn man nur etwas trinken möchte. Das Essen dort ist evtl. als Viehfutter in der Sahelzone denkbar, aber nur wenn die Tiere lange nichts bekommen haben.


Schlesierbaude

Kuckucksfelsen

Am Kuckucksfelsen

Blaubeeren

  ...und ihre Folgen

Blick nach Polen

Felsen im Wald


Felsen am Weg

Blick zur Schneekoppe

  Wiesenbaude

Tal der weißen Elbe

Weiße Elbe

Weiße Elbe

An der weißen Elbe