Uwe Mildner:

Eine Fahrt nach Adersbach vom 21. bis 25. Juli 2010
Zwei Klubvertreter beim allsommerlichen Bergsteigertreffen im böhmischen Ausnahmegebiet

Im Camp Kamenec bei Teplice n. Metují trafen sich:
Uwe Mildner mit Bruno und Phillip Moritz
Mike und Anett Jäger mit Else, Arno und Irma

Jeannine und André Zimmermann mit Jannis, Julius und Jordes
René Mester mit Malte

In Adr
špach waren zu gleicher Zeit jede Menge mehr oder weniger bekannte sächsische  und andere deutsche Bergsteiger, tschechische natürlich auch.
                                                  

Prolog

Am Hinteren Höllenhundturm gibt es einen „Jubiläumsweg“ VIIb von 1958, zu dessen 14. Begehung durch Mike Jäger am 4.4. 2007 ich den Nachsteiger gab. Es bestätigte sich mal wieder, dass ich ganz gut Risse klettern kann und Mike sprach zu mir: „Da kannst du doch mal mit nach Adersbach kommen.“

Nach wie vor ist Adršpach ein anspruchsvolles, beliebtes Ziel der bergsteigenden Gilde. Jedes Jahr treffen sich sächsische Bergsteiger zuhauf in der Felsenstadt. Anfang des Sommers erhielt ich die Info-Mail, es sei wieder Zeit für Adersbach und ich nahm mir kurzerhand 2 Tage frei. Außerdem hatte ich Anfang des Jahres Bruno und seinem Schulfreund Phillip eine Reise im VW-Bus-Mobil versprochen. So kam alles zusammen, was man für ein paar Reisetage braucht: ein Ziel und Begleiter.

Wir fuhren Mittwochabend los, brauchten 4 Stunden und stellten 23 Uhr unseren „Minicaravan“ auf dem „Camp Kamenec“ in Teplice nad Metují ab.

                                                                                            Fotos:  Uwe Mildner, Jeannine Zimmermann und André Zimmermann


   Im Rathaus...

    Man kann nur staunen, im Hintergrund Gipfel Schildkröte

 

Der erste Tag, 22. Juli 2010

Ich wachte halb acht auf. Beim Rückweg von der Toilette sah ich Anett. Prima, da brauchte ich die Jägers nicht erst zu suchen. Sie wohnten mit Zimmermanns und René Mester in der Baracke in Zimmern. Else zeigte mir den Lebensmittelladen. Dann frühstückten wir gemeinsam vor der Baracke in der Sonne. Mike war schon zeitig los, kam aber kurz vor 11 Uhr wieder, um seine Familie in die Felsenstadt zu befördern. Das Wetter war sonnig und sehr warm. Ich beschloss, mit den Jungs erst einmal ins Schwimmbad zu gehen. Nach zwei Stunden Abkühlung fuhren wir mit dem Zug eine Station und liefen erst noch eine Stunde durch die Adersbacher Felsenstadt. Die Kinder interessierten sich für den Bach und die Fische darin ... sie guckten also nach unten. Ich interessierte mich für die Felsen ... und guckte nach oben. Dann war es Zeit, mal zum verabredeten Treffpunkt zu gehen. Dort hatten sich noch einige andere Sachsen eingefunden, die offensichtlich direkt in Adersbach Unterkunft hatten. Eine Menge Kinder tummelte sich im Wald, einzelne BersteigerInnen hingen in Rissen, andere einzelne BersteigerInnen sammelten Unmengen Heidelbeeren. Ich bekam einen Nachstieg am Papoušek (Papagei) ab. Ein Klassiker von Herbert Richter, der Papageienriss, den ich sogar gut brachte und der mir sehr gefiel. In meiner Euphorie ließ ich mich von Robert Hahn zu einem Schulterriss überreden. Dort verbrachten wir dann 3,5 Stunden unter anderem auch, weil ich immer wieder kraftlos pausieren musste. Am Ende fehlte einiges an Haut am linken Oberarm...

Es war spät geworden, Roberts Kinder drängelten schon. Wir beeilten uns zum erfischenden Bad zum See zu kommen. Das Wasser war viel wärmer als im Schwimmbad. Die Abschürfungen brannten, aber das Wasser hatte sie gleich ein wenig ausgewaschen. Der letzte Zug 20:14 Uhr war längst fort. Ich fand am Restaurace noch René und André. René nahm uns mit dem Auto mit zurück. Heike war gekommen und hatte ihr Zelt neben unser Auto gestellt. Schnell ein Abendessen aus den Büchsen gezaubert. Die Kinder waren um 10 im Schlafsack, ich eine Stunde später.
   


   Mit den Kindern zur Kahnfahrt

   Es werden Fische gesucht

 

Der zweite Tag

Am Freitag fing es 4:00 Uhr an zu regnen. Wir schliefen noch bis um zehn. Nach einem Einkauf im potravini gab es zum Frühstück frische Hörnchen. Die Jungs wollten diesmal im Auto essen. Dann saßen wir vor der Baracke und quasselten. Jeannine wusch Wäsche, André schlief eine Runde. René reiste mit Sohn Malte ab. Nach zwölf Uhr wurde es etwas trockener. Wir beschlossen eine Wanderung: Heike, Jeannine, die drei Zimmermannskinder, meine beiden Jungs und auch Arno wollte mit. Noch schnell ein Essen und dann zum Zug. Wir liefen über die Wiese in die Felsenstadt durch das Mauseloch, an Bürgermeister und seiner Frau vorbei bis zu den Wasserfällen, sahen den Goethe-Kopf, stiegen zum See auf, fuhren mit dem Kahn, liefen weiter Richtung Teplice, machten eine Rast, fanden eine Quelle im Bach, liefen zum Ausgang der Weckelsdorfer Felsenstadt. Jeannine setzte sich zum Stillen, aber die großen Jungs drängelten. Sie wollten unbedingt mit dem Zug fahren. Ich eilte mit ihnen zum Bahnsteig. Dort gab ich den Verdutzten das Fahrgeld und lief zurück zu den Frauen mit den kleineren Kindern. Die waren inzwischen schon längst auf dem Weg am Bach entlang. Ich hatte zu tun, dass ich sie einholte. Wir liefen nach Kamenec und siehe da, wir waren eher am Camp als die Jungs. „Siehste, weil du so gebummelt hast...“ schimpften Bruno und Phillip mit Arno. Sie hatten sich vom Bahnhof zum Camp offensichtlich viel Zeit gelassen.


   Jiráskovy Skàly am schwarzen See

   Lustiges Gebilde

 

Der dritte Tag

Der Samstag begann ebenfalls mit Regen. Es war obendrein noch kühl geworden. Nach dem Frühstück wurde mein Bus zur Partyhöhle. Alle Kinder waren drin, außer Else. Die hatte gebrochen. Anett ging es auch miserabel. Die zwei lagen im Bett. Der Tag verstrich, der Regen wurde dünner und setzte auch schon mal aus. Um drei Uhr rafften sich auf: Heike, André, ich. Julius wollte seinen Papa unbedingt begleiten und kam mit. Wir fuhren Richtung Südwesten nach Skály zu den Jiráskovy Skály und stellten das Auto am See ab. André war am Vortag schon hier gewesen und führte uns zu einem Gipfel, den er am Seil gesichert erklettern wollte. Es war das Reh (Srna). An der Kante steckte ein Ring. André brauchte drei Versuche. Oben stellte sich heraus, dass der Weg mit Baustelle gedacht ist, wir waren vielleicht die erste freie Begehung. Die Schwierigkeit liegt etwa bei VIIIa. Heike hatte es gesehen und probierte es gar nicht erst. Dann liefen wir zur Burgruine und bestiegen diese über Leitern und Treppen. Im Burghof stand der Burgvoigt (Hradní). Ich erklomm ihn über den alten Weg (III). Heike kam nach und schließlich auch André, wenngleich er einen Tag vorher auch schon oben gewesen war... Dann kletterte ich noch mit Heike auf Růže (AW II). André stieg auf den Nachbargipfel und fotografierte uns. Es wurde wieder feucht von oben. André war so verrückt, noch eine glitschige Reibungskante auf einen kleineren Gipfel zu patschen. Er schaffte es, riet uns aber vom Nachsteigen ab. Dann flüchteten wir aus der Nässe in unser Camp zurück. Ich zog um acht mit meinen Jungs noch zur Henkersmalzeit in die Gaststätte. Wir futterten uns pappensatt mit Vorsuppe, Hauptgang und Kuchen zum Abschluss.


               Eintrag auf dem Reh - Srna

              Hradní - Burgvoigt Uwe im AW

 

Der vierte Tag

Für den Sonntag war gutes Wetter angesagt gewesen. Es war tatsächlich sonnig, zwischen den Wolken. Halb neun stand ich auf, machte Frühstück, bezahlte und fuhr das Auto auf den Parkplatz. Die Jungs blieben im Camp und wollten dort spielen. Mit Heike fuhr ich 11 Uhr in deren Auto nach Adersbach. Ich wollte nur noch einen Gipfel besteigen. Der Wassermann (Vodník) sollte einen Plaisieraufstieg haben. Der Alte Weg wurde gefunden, hatte eine Baustelle als Einstieg (ein Baumstück mit Ästen lag da) und ein abschüssiges Band, auf dem man ohne großartige Sicherung bis zur Ecke tänzeln musste. Heike grub aus dem Dreck noch einen Griff aus, damit sie über den Einschnitt im Band überhaupt herüber kam. Ich schwitzte vor Angst, dass sie nicht „abgeht“, weil meine Sicherung eine nur armdicke Kiefer auf nicht sehr großem Wurzelstock war. Zum Glück ging alles glatt. Der Weiterweg war dann wirklich noch Plaisier. 14 Uhr kamen wir zurück ins Camp. Es musste noch gegessen werden. Erst 10 Minuten nach halb vier ging es endlich los Richtung Sachsen. Diesmal fuhr ich über Mimoň. Diese Strecke war am Ende nur 20 km kürzer als unsere Hinfahrt über Liberec. Ich brauchte trotzdem wieder fast genau 4 Stunden.


   Besteigung der Rose verlangt Akrobatik

   Was für ein Charakterkopf!
 

Epilog

Mich hat gewundert, wie wenig ich doch von Adersbach kannte, vielmehr an wie wenig ich mich erinnerte. Ich war im Ganzen nun erst dreimal dort. Einmal als Student 1988 drei Tage lang, dann mit dem Klub im Herbst 2000 für vier Tage (sogar mit einer Erstbegehung einer Variante der Promenade am Herzog (Vévoda)) und nun zwei halbe Klettertage im Sommer. Das muss ja nicht so bleiben. Die Teplicko-Adršpašske Skály“ sind wohl noch manche Reise wert, das nächst Mal vielleicht sogar als Klubfahrt!


   Unsere Unterkunft

   Zufriedene Begleiter - Phillip und Bruno
 
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