Norbert Henning

Warum man die Dolomiten besser meiden sollte


Es gibt vereinzelt Leute, die meinen, ich wäre zu kritisch, aber das stimmt überhaupt nicht, es handelt sich in jedem einzelnen Fall um die sachliche, betont zurückhaltend vorgetragene Analyse einer Situation, man muss doch die Wahrheit sagen können, Himmelarschundzwirn, und so ein Fall sind auch die Dolomiten, auch wenn damit erst mal keiner rechnet!

Oder ist es etwa übertrieben, wenn man feststellt, dass die da eine Sorte Schnee haben, die geradezu gesundheitsschädlich weiß ist, besonders für jemanden, der daran nicht gewöhnt ist, weil der Schnee an seinem Heimatort immer gleich ein augenfreundliches Hellgrau annimmt und das Ganze wird noch schlimmer durch diese Sonne, die die da unten auf die Touristen loslassen, darauf ist man doch als Dresdener nicht eingerichtet, hier ist die Sonnenstrahlung, wie jeder weiß, viel vernünftiger, also gesundheitsfreundlicher dosiert, was da an UV-Strahlung am Tag runterkommt, muss man hier nicht mal im Monat aushalten!

Und dann dieses Futter in den Restaurants da, das ist sowas von schlecht für mich! Wie jeder Restaurantbesucher weiß, gibt es eine sichere Methode, um mit einem Restaurant Geld zu verdienen und die heißt: Preise erhöhen! Das haben die in den Dolomiten aber schon vor zehn Jahren gemacht und dann haben sie überlegt und überlegt, was können wir denn bloß noch tun, um noch besser zu verdienen und was machen diese Banditen jetzt?! Sie kochen so gut, dass der hilflose Tourist, der das ja schließlich nicht gewöhnt ist, drauflos fressen muss, wie eine hirnlose, siebenköpfige Raupe und dann steht er auf seiner Personenwaage, blinzelt durch seine roten, UV-geschädigten Augen und glaubt nicht, was er sieht!

Und dann diese Pisten. Woanders lassen die Leute den Schnee in Ruhe, es bilden sich freundliche Wellen, dann Häufchen, dann Haufen, alles fährt vorsichtig und alles ist gut. Was machen diese Bazis in den Dolomiten? Sie bügeln die Pisten aalglatt, der ahnungslose Tourist kommt angerutscht, freut sich und bügelt in einem Tempo los, dem er überhaupt nicht gewachsen ist, weil er es ja nie geübt hat! Auch ich bin auf diese Verführung reingefallen und dabei dem armen Stefan dermaßen in die Knochen gefahren, dass man für seinen Helm dankbar sein musste, wer weiß, was sonst passiert wäre. Wir mussten abends mehrere Grappa trinken, um die Sache einigermaßen seelisch zu verarbeiten.

Das ist überhaupt die nächste Falle, die die Schlawiner – ähh Ladiner – dem Touristen da unten stellen! Solchen milden Grappa gibt’s eigentlich nicht. Jedenfalls nicht hier. Das muss eine Spezial-Touristen-Abfüllung sein! Man denkt an nix Böses, merkt wegen der Mildheit des Zeugs auch nichts, und am nächsten Morgen hat man den Salat!

Also, ich bleibe dabei, die Dolomiten sollte man meiden. Sie sind regelrecht gefährlich! Ich fahr da nicht mehr hin. Nicht vor nächsten Winter!

Bem. der Red.: Die Seite wurde in einem blendfreien Grünton gehalten, der Hintergrund in Neutral-Dresdner-Grau.