Besteigung des Kastenturmes in Böhmen (Labske Udoli) über den AW
am 25.05.2014

Fotos: Hans G. und Wolfgang G.
Ralf und Sille Müller hatten zu einem Kletterwochenende in Böhmen eingeladen . 20 Übernachtungsplätze in Ralfs Klubhütte standen in Schmilka zur Verfügung.
Wegen der Schlechtwetter-Prognose wurde kurz vorweg die Kastenturmbesteigung vom Samstag auf den Sonntag verschoben - ohne große Hoffnung, dass es am Sonntag mal nicht regnen würde.
So war es erklärbar, dass am Freitag Abend Ralf und Sille vergebens auf  KVL-Leute warteten. Auch am Samstag traf niemand ein. Das war schon traurig.
Am Sonntag dann, 09.00 Uhr, als ein paar Sonnenstrahlen sichtbar wurden,  fanden sich doch ein paar Enthusiasten auf dem Parkplatz in Schmilka. Ralf, Sille und Paula waren gekommen und hatten Gernot H., Sieglinde P. und Stefan Z. mitgebracht. Von KVL reisten Micha J., Eckhard Sch., Hans G., Wolfgang G. an. Als Gast kam Steffen R. dazu.
Per Fahrrad und einem Pkw fuhren wir bis Niedergrund. Von dort aus begann der Aufstieg durch das Studenbachtal nach oben. Früher ein erkennbarer Pfad, diesmal verlor er sich bald . Wir gingen mal rechts, mal links des Baches  und dann durchs Unterholz. Steffen und ich kamen abgekämpft mehr zufällig am Wandfuß des Kastenturmes an, wo schon Ralf  auf uns wartete.  Er sicherte uns mit Seil in die Scharte des Kastenturmes, ganz einfach war das auch nicht. Oben angekommen, trafen dann auf dem Massiv auch die anderen ein, die in die Scharte abseilten.

Es konnte losgehen:  Steffen, Stefan und Gernot wurden als Bauleute ausgesucht. Die Baustelle befand sich auf ein paar Felsblöcken in der Mitte der Scharte. Links und rechts davon ging es schon tief hinunter. Ein gut überlegtes Sicherungssystem sollte Schlimmes verhindern. Der obere Baumann Gernot und Ralf, der den  Vorstieg übernahm, wurden über Schwebesicherung vom Massiv durch Sille und Micha gesichert. Von der anderen Seite sicherten Eckhard und Sieglinde von einem neu installierten Felshaken. Die unteren Baumänner waren über Selbstsicherung  mit den Felsblöcken verbunden. Die Bauleute hatten keine Griffe an der Felswand zum Festhalten. Sie konnten sich nur nach vorn gebeugt mit den Händen gegen die überhängende Wand abstützen.
Ralf stieg rasch über die unteren Bauleute hinweg, ein kleiner Wackler beim oberen Baumann - hui -  beim zweiten Versuch kam er auf seine Schultern, konnte sich aufrichten und mit der rechten Hand  unterhalb des Hangelbandes ein Loch erreichen, mit der linken Hand zum Hangelband fassen und die Füße gegen die Felswand stellen.

Ralf mußte es gewußt haben. Eine vorbereitete Fusselschlinge legte er über zwei Huckel  im Hangelband und mit traumwandlerischer Sicherheit  fand er rasch und präzise jeden Griff auf diesem Band , erreichte nach 5 oder 6 Metern die rechte Ecke, faßte mit rechts die Sanduhr und zog sich herum, elegant und gekonnt.  Kommentar von Paula: "ooch, Spitze!"  An diesem  kleinen Absatz war eine sichere Sanduhrschlinge zu legen. Von hier aus begann - bereits in großer Höhe über dem Talgrund eine Querung von der NW- zur SW-Ecke. Für die Hände immer mal ganz gute Griffe, für die Füße nahezu nichts, ein paar schmale Bänderchen zum Antreten. Um diese SW-Ecke mußte man dann auch noch zur eigentlichen Talseite herum. Hier gab es noch eine letzte Sicherungsmöglichkeit mit einer Schlinge. Die nächsten Meter in der Talseite waren schwer. Danach zurück um die Kante auf die NW-Seite, was auch nicht leicht war. In guter Kletterei führte die Kante nach oben.
Henkel zum Festhalten gab es auch nicht, immer nur Auflagen für die Hände auf schmalen Leisten und Bändern.  Ralf machte das gut. Er stieg, wie das heute üblich ist, die SW-Kante direkt aus. Die Erstbegeher querten in die Wandmitte nach links und stiegen dort aus.
Hurra und Berg Heil! Ralf hatte es geschafft.
Es muss hinzugefügt werden: Auf der ca. 10 Meter langen Ausstiegskante gab es keine Sicherungsmöglichkeit.

Der Rest ist rasch erzählt. Die Nachsteiger versuchten ihr Glück. An einem Hangelseil, deren Knoten mehrfach korrigiert werden mußten, wurde die Unterstützungsstelle überwunden. Als erster Nachsteiger mußte Gernot die Schlingen entfernen, damit für die Nachfolgenden das Sicherungsseil von oben kam. Er machte seine Sache gut.

Die übrigen hatten mehr oder weniger Glück mit dem Hangelseil, das sich manchmal mit dem Sicherungsseil verhedderte. Wenn man rechts um die Ecke wollte, wurde man von den Seilen  am Fuße festgehalten und zurückgezogen. Aber ich will durchaus einräumen, dass ich von der Situation auch überfordert war.
Nach dem Motto: Alter schützt vor Torheit nicht.
Immerhin: Wir sind alle oben angekommen. Es war ein großartiges Erlebnis.
Danke dem Vorsteiger Ralf, der uns dazu verholfen hat. Und wir hatten einen wundervollen Sonnentag!
Noch ein Dankeschön an Hans G., der extra aus München gekommen war und dabei sein wollte. Er hatte vor 39 Jahren diesen Weg auch geklettert, im Vorstieg.
Er hatte die Stunden, die das Unternehmen gedauert hatte, auf dem Massiv gesessen und jeden per Video festgehalten, wie er sich mehr oder weniger geschunden hatte.
Die vielen Videoclips wurden zu einer DVD und auch Blu-ray  verarbeitet. Wer daran interessiert ist, sollte sich melden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       wg


Drei Bau- und vier Sicherungsleute waren erforderlich, um Ralf  die ersten Meter zu ermöglichen.

   Ralf im Hangelquergang

    Erster Verschnaufer auf dem kleinen Absatz an der NW-Ecke

           Luftige Kantenkletterei über dem Elbtal

         Erheblicher Seilzug durch die mehrfache Umlenkung des Seils.

            Gernot im ersten Nachstieg

      Ralf ist auf dem Gipfel angekommen.



           Steffen an der SW-Kante

                Elegante Klettertechnik von Eckhard

        Bemerkenswerte Kletterei von Paula: Gesichert vom Vater,
        Zuspruch durch die Mutter

          Das ist Paula!!!

          Der älteste Teilnehmer: Wolfgang mobilisiert alle Kraftreserven.

     Sieglinde wird nach kraftvoller Kletterei auf dem Gipfel begrüßt.

           Stefan war der Letzte!

   Auch Micha kämpfte, um um die Ecke zu kommen.

                                                                            Gipfelbucheintrag                                           Wie Hans 1975 den Weg kletterte

                                         Gipfelfoto