Vorgeplänkel - Teil 1
Ende
Januar hatte ich in der SBB Kletterhalle und im YoYo jeweils einen
Aushang an die Tafel gehangen, weil ich Beteiligung an einer recht
abenteuerlichen Trekkingroute suchte. Geplant war eine ziemlich neue
Route im Rolwaling Himal, westlich des Everest-Gebietes mit
Passüberschreitungen bis zum Everest Basecamp. Diese Route
wäre teilweise nur mit Zeltübernachtungen möglich und
auch durch den recht anspruchsvollen Pass Tashi Laptsa besser mit einem
Guide und Trägern zu empfehlen, da hier Gletscher mit Seil zu
queren sind und vom Pass aus auch eine Besteigung eines Sechstausenders
möglich wäre. Dafür die Kosten aufzubringen wäre in
einer Gruppe möglich, aber für einen Einzelnen zu teuer.
Auf diesen Aushang meldete sich Jonas, ein 22-jähriger Student der
Bergakademie Freiberg. Seine Eltern hatten Anfang der 90iger Jahre
diesen Tashi Laptsa im Alleingang bezwungen, allerdings damals mit
Seil, Zelt und Kletterausrüstung. Es muss recht abenteuerlich
gewesen sein. Die schweren Rucksäcke, Stein- und Eisschlag zwangen
zu Umwegen und schließlich mussten sie aus Zeitnot auch die
Besteigung des Pachermo Peak auslassen.
So ähnlich wollte es Jonas auch durchziehen. Einmal weil er das
Geld für eine geführte Tour auch nicht hat und er auf jeden
Fall seine Sachen selber tragen möchte. Ich einigte mich mit ihm
dann auf einen Kompromiss: Ich gehe mit ihm eine anspruchsvolle Route
über drei fünftausender Pässe im Everestgebiet,
allerdings nicht mit Zelt, Kochgeschirr und damit 30 kg-Rucksack,
sondern in Lodges mit Vollverpflegung. Dadurch kann er das Gebirge
erstmal kennenlernen und dann selbst einschätzen, ob er danach (er
hatte mehrere Monate Nepal eingeplant) auf seine Art noch andere
Gebiete besucht.
Sein Flug nach Kathmandu war eine Woche vor meinem und so schlug ich
Jonas vor, von Kathmandu mit dem Bus nach Jiri zu fahren und von dort
aus in den Fußstapfen der ersten Everestbezwinger bis Nunthala zu
wandern (etwa eine Woche), dem Wohnort von Tek, wo wir uns treffen
können. Dort hatte ich eine Woche eingeplant, um einen
Filmbeitrag zu unserem Projekt zur Unterstützung von Schülern
zu drehen. Der Plan hat bis hierher auch wunderbar funktioniert, wie,
zeige ich im Bildteil. Über das Schulprojekt berichte ich jetzt
nicht so ausführlich, das kommt dann mit Film. Auch habe ich schon
hin- und
herüberlegt, ob ich an dieser Stelle schon in dieser Form berichte. Dann könnte ein späterer
Lichtbildvortrag nichts Neues mehr bringen.
Aber jetzt ist bestimmt jeder froh, was anderes als vom Virus zu lesen
und so ein Vortrag mit Leinwand ist ja schon wegen der Bilder
interessant.
Bericht: Uli Franke
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Jonas
war total auf die Berge fokussiert und blieb nur zwei Nächte in
Kathmandu, um sich mit den nötigen Permits und Fahrkarten zu
versorgen. Für das Sightseeing in Kathmandu hatte er sich
spätere Besuche vorgenommen. Das wir sechs Wochen später in
eine Geisterstadt ohne dieses Gewusel zurückkommen und auch noch
das Haus nicht verlassen dürfen, wussten wir natürlich
noch nicht.
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zum vergrößern anklicken
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Mit
dem Bus erreichte Jonas dann Jiri Bazar, die Stadt, die die englische
Mt. Everest-Expedition mit Sir Edmunt Hillary (Neuseeland) und Tensing
Norgay (Nepal) als Ausgangspunkt ihrer erfolgreichen Besteigung
wählten. Von hier aus wanderte er drei Tage bis Dakachu kurz vor
den 3530 m hohen Lamjura-Pass.
Eine Erkältung zwang ihn hier zu pausieren. In fast dreitausend
Meter Höhe ist eine Genesung nicht so leicht und Jonas
stieg zurück bis Kinja am Fluß in 1630m Höhe.
Krankenlager
und -pfleger sind unten zu sehen.
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Inzwischen
bin auch ich in Kathmandu angekommen. Tek hat mich am Fluhafen abgeholt
und für die nächsten zwei Tage wohne ich in seiner
Stadtwohnung gemeinsam mit seinen Söhnen und zwei Studenten aus
Nunthala. Auch ich muss mir die Trekkingpermits besorgen und Tek
organisiert für den dritten Tag zwei Plätze in einem Jeep
nach Salleri, fünf Gehstunden vom Ziel Nunthala entfernt. Diese
Jeeps verkehren wie Busse auf anderen Strecken, aber hier hat auf Grund
unbefestigter Gebirgsstraßen ein Bus keine Chance. Von dieser
Fahrt existiert nur ein einziges Foto von einer relativ entspannten
Stelle, ansonsten hatte ich ständig den Griff über dem
Fenster fest in der Hand. Auch Tek, der diese Fahrt über 300 km
mindestens viermal im Jahr macht, meinte, dass der junge Fahrer diesmal
viel zu schnell unterwegs war. Hinter Fahrer und Beifahrer (war ich)
saßen in zwei Sitzreihen je 4 Leute mit Gepäck und auf dem
Dach türmte sich noch Handelsware neben meinem Rucksack und der
Filmausrüstung. Trotz des viel
zu hohen Tempos waren wir zehn Stunden unterwegs. Abends in der Lodge
konnten wir alle wieder Lachen, aber eine weitere Jeepfahrt bis
Nunthala, die auf Grund des schlammigen Weges in der Nacht starten
sollte, weil da der Schlamm noch gefroren ist, lehnte ich kategorisch
ab.
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In Tek's kleinem Gasthaus wohne ich für die nächste Woche.
Nur Bhudda, Tek's Frau und unser
Gepäck wählten den Jeep. Ich startete mit Tek am nächsten Morgen zu
Fuß. Wir benötigten nur eine Stunde länger als das Auto. Für die Rückfahrt später nach Kathmandu hatte ich mir ganz fest vorgenommen einen Flug zu nehmen. |
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Während
ich mit Tek in den Schulen filme und unsere Schüler auch zu Hause
aufsuche und bei einem Treffen mit Kindern und Eltern auch ein Teil des
Geldes ausgezahlt wird, kommt Jonas wieder auf die Beine. |
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Er wurde auch gleich richtig gefordert, ab 2000 m hatte es ordentlich Neuschnee gegeben
und das erste Hindernis war der Lamjurapass. Umso höher er kam,
desto höher musste er im Schnee stapfen. |
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Wie auf
untenstehender Karte zu sehen ist, hat Jonas die Erkältung gut
weggesteckt und unternimmt vom Lamjura La gleich noch einen Versuch,
den 4067m hohen Pikey Peak zu besteigen. Bei klarem Wetter ist von dort
der Mt. Everest zu sehen, aber es war kein schönes Wetter und am
Ende war der Schnee so hoch, dass ein Weitersteigen einfach zu schwierig
wurde. So kehrte er zum Pass zurück, übernachtete dort noch
einmal und erreichte Nunthala am nächsten Abend. |
zum Vergrößern bitte anklicken |
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In
Nunthala verbrachten wir beide noch einen "Ruhetag" an dem uns Tek in
benachbarte Dörfer führte, uns sein Elternhaus zeigte und
wir besuchten auch noch andere Familienangehörige. Am
nächsten Tag brachen wir aber endgültig auf und Bhudda
verabschiedete uns mit dem obligatorischen Schal als
Glücksbringer.
- zum Teil 2 - |
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Fotos: Uli Franke, Jonas Hünersen, Tek Rai
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