KVL51 - Reisebericht Nepal 2020                  - Teil 1 -            - Teil 2 -               - Teil 3 -      - Teil 4 -                                      

Über Planänderung zum Ziel - Teil 3

 

Bericht: Uli Franke     

Am 14.März sah das Wetter nicht besser aus als am Vortag. Es gab Diskussionsbedarf. Jonas wollte natürlich den nächsten Pass angreifen, aber ich hatte bessere Argumente. Unsere Rucksäcke enthalten Sachen, die wir bisher nicht gebraucht hatten und sind dadurch zu schwer. Außerdem gibt es eine Möglichkeit in das andere Tal zu gelangen, ohne über einen Pass zu müssen. Von dort aus kann man bei Wetterbesserung die restlichen Pässe von hinten aufrollen. Die Karte zeigt in der Vergrößerung unsere Wege, die wir von Gokyo aus in den nächsten vier Tagen gegangen sind.
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Oben und unten: Unser Weg nach Dhole war ziemlich beschwerlich. Nicht nur hohe Verwehungen, auch steile Hänge mit spiegelglatten schmalen Wegen erschwerten das Vorwärtskommen. Zum Glück hatten wir uns schon in Namche ein paar Spikes gekauft, die einfach per Gummi über die Schuhe gezogen werden.  
 

Dem Yak unten war am Abend ebenso kalt wie uns, aber wir konnten in der Lodge am Kanonenofen sitzen, welcher mit getrocknetem Yakdung befeuert wird. Am nächsten Tag wurde dann wieder frühlingshaftes Wetter, zumindest von den Luftthemperaturen her. Das Bild unten rechts zeigt wiedermal die Ama Dablam und im Vordergrund den Ort Phortse, durch den Jonas' weiterer Weg führt.




Auf dem Weg nach Namche ging ich gemeinsam mit einer jungen Engländerin, die ihre individuelle Tour beendet hatte und wir haben uns lange unterhalten können. Ich erzählte ihr über unser Schulprojekt und ganz spontan gab sie mir umgerechnet fünfzig Euro dafür mit.
Unten: Blick auf Namche am Morgen. Es hatte in der Nacht geschneit.
Oben: Es ist immer wieder ein toller Anblick von den umliegenden Hängen auf Namche Bazar zu schauen.


Unten: Das Kloster von Tangboche


Jonas hatte inzwischen den Aufstieg zum Basislager des Tabuche Peak in Angriff genommen, sich aber dann durch einen Pfad in die falsche Bergflanke leiten lassen. Dadurch war er am Ende durch einen tiefen Einschnitt vom Basislager getrennt, aber er hat mindestens die gleiche Höhe erreicht.



Blick von der Flanke am Tabuche Peak auf die Bergwelt des Khumbugebietes. Ein großer Adler hatte sich bis auf diese Höhe hochgeschraubt (rund 5000 m).  

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Am Abend des 16. März trafen wir uns in der Lodge in Pangboche, die Jonas ausgewählt hatte. Platz war überall mehr als genug und sehr oft waren wir die einzigen Gäste. Am nächsten Morgen machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Basislager der Ama Dablam (oben links). Im Schnee ließen wir uns von den Fußspuren einer kleinen Gruppe verleiten und stiegen einen steilen Grashang hinauf. Dass das nicht der offizielle Weg war, bemerkten wir erst weiter oben, weil der Hang einfach immer steiler wurde. Nun trennten wir uns wieder einmal. Jonas stieg weiter aufwärts, mir wurde es aber zu steil und die leichte Schneeauflage machte es nicht angenehmer. Ich kletterte seitlich in eine Rinne und stieg wieder ab. Unten sah ich dann den Verlauf des richtigen Weges und erreichte das Basislager etwa zwei Stunden nach Jonas. Kein Zelt, wo sonst vom zeitigen Frühjahr bis Anfang Winter kein freies Plätzchen zu finden ist. Nur ein paar Fußspuren von vier Deutschen, die ich bei ihrem Rückweg getroffen hatte. Sie sagten mir auch, dass Jonas noch höher gegangen ist. Er wollte den Einstieg in die Kletterpassagen finden. Es zogen wieder ein paar Schneewolken auf und ich entschloss mich zum Rückweg. Jonas hatte mir dann noch eine Nachricht geschickt, dass wir uns in der Lodge wieder treffen.
Nun ging es weiter nach Chukkung, unserem nächsten Ziel und der Start für unsere zweite Passüberquerung. Wir kamen von Pangboche zum nächsten Dorf und vor einem Haus hielt ein Mönch eine Zeremonie ab. Diesen Mönch hatten wir schon 2015 in Pangboche, hoch über der Stadt in einer Einsiedelei getroffen (Foto von damals)


Unten: Im Mittelgrund der Island Peak
Auf dem Weiterweg passierten wir auch Dingboche, wo wir vor fünf Jahren das Konzert einer finnischen Rockband in fast fünftausend Meter Höhe erlebten. Diesmal gingen wir durch den ganzen Ort und liefen am Flüsschen Imja Khola entlang in Richtung der gewaltigen Lhotse-Südwand, die rechts mit Wolkenschleiern zu sehen ist. Davor erreichten wir am Nachmittag Chukkung.
Dieser Ort ist Ausgangspunkt für die Besteigung des Imja Tse, besser bekannt als Island Peak, ein touristisch erschlossener Sechstausender. Die Passüberschreitung des Kongma La startet ebenfalls von hier.

Bei herrlichem Wetter starteten wir am Morgen in Richtung Kongma La. Der Weg bis zum Pass ist sehr lang und hat steile Passagen. Außerdem hieß es für mich viele Fotos zu machen und so war Jonas schon wieder weit vor mir. Er wollte sich vom Pass aus den Aufstieg zum Pokalde Peak (5806 m) anschauen. Laut Beschreibung ist der Normalweg nicht so schwierig.
Das Panorama unten entstand vor dem letzten Aufschwung zum Pass. Links der lange Nuptse-Grat, danach mit Wolken die Spitze des Lhotse, links der Mitte ohne Wolke der Makalu, danach Cholatse und rechts der Mitte die Ama Dablam.




Der Kongma La (5535 m) ist der höchste und der schwierigste der drei Pässe unserer Trekkingtour. Links zwei Bilder vom Pokalde Peak. Oben ist der Berg mit seinem Vorgipfel zu sehen, darunter ein Foto von Jonas vom Vorgipfel hinunter zum Pass.
Unten links der Gipfel des Pokalde Peak und rechts ein Blick vom Pass auf den Khumbu-Gletscher, der vom Mt. Everest kommt und den wir heute noch überqueren müssen.

Für die Besteigung und den Abstieg zum Pass benötigte Jonas weniger als zwei Stunden und weil ich vom Pass aus schon bemerkte, dass er wieder abstieg, habe ich gewartet. Es war ja auch schönes Wetter.


Der Abstieg vom Pass liegt hinter uns, wir waren beide ganz schön geschafft, doch da gab es noch diesen Aufstieg auf die Seitenmoräne des Khumbu... ...und schließlich forderte die weglose Querung des Gletschers nochmal alle Kräfte und die letzten zwei Stunden Tageslicht bis wir in die erstbeste Lodge von Lobuche einkehren konnten.
Lobuche liegt hinter uns in der Morgensonne (o. links) und nach zwei Stunden sehen wir Gorak Shep, unsere nächste Lodge (o. rechts). Dahinter erhebt sich der Schuttkegel des Kalaphattar und die stolze Silhouette des Pumori. Auf den Kalaphattar sieht man deutlich den Wegverlauf im Schnee.
  
Aufgrund von Corona war auch das Everest Basecamp vollkommen ohne Zelte.   Blick zum Khumbu-Eisfall. Links die Westschulter des Mt. Everest, dahinter mit der Gipfelfahne der Everest-Gipfel und rechts der Nuptse.
Für einen kurzen Kameraschwenk über die Bergwelt des Everest Bild anklicken


Vom abendlichen Schuhe trocknen und wenigen Stunden Schlaf ging es am nächsten Morgen früh um vier  zum Gipfel des Kalaphattar. Es war eisig kalt und die Sonne ging genau hinter dem Mt. Everest auf, was bedeutet, dass sie uns erst sehr spät wärmen kann. Wir hatten uns gründlich getäuscht und konnten nicht so lange warten. Aber einige Fotos sind doch ganz gut gelungen.

Langsam schiebt sich die Sonne immer höher und es kommen auch einige Leute aus der Lodge hin zum Gipfel gestrebt. Jonas ist schon wieder in der Lodge und bestellt unser Frühstück. Nach über einer eiskalten Stunde gehe ich jetzt auch hinunter. Nach einem üppigem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Zongla, dem Start für unsere letzte Passüberquerung. Hier kommt uns auf der Khumbumoräne eine Yakherde mit Versorgungsgütern für die Lodges in Gorakshep entgegen
   
                                                                                                - zum Teil 4 - 
Fotos:  Uli Franke, Jonas Hünersen,